Meine Heimat, mein Glaube,
meine Kunst
Solomon Raj
über sich selbst |
2. Mein Interesse an der Kunst |
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Ich kann mich nicht genau erinnern, wann ich mich zum ersten Mal für Zeichnen
und Malen interessierte. Die Vorliebe für diese Tätigkeit war wohl schon bei meiner
Geburt in mir angelegt. Deswegen kann ich kaum sagen, ob man als Künstler geboren wird
oder ob man Künstler durch seine Ausbildung wird.
Das Werk eines Künstlers gehört
wie das eines Propheten hauptsächlich zum Bereich des Unterbewussten. Wenn ein Künstler
sein Werk einige Zeit, nachdem er es hergestellt hat, ansieht, ist er oft überrascht und
fragt sich, ob es wirklich sein Werk ist. Ähnlich ist es, wenn man einen Künstler fragt,
wieviel in seinem Werk auf jene Fertigkeiten zurückgehe, die er von anderen gelernt hat,
und wieviel seiner natürlichen Begabung zuzuschreiben sei. Die Antwort auf eine solche
Frage ist schwierig. |
Inspiration und Ausbildung |
Ich glaube, dass jede schöpferische Tätigkeit zum Teil von innen, als
Inspiration, zum Teil von aussen, durch Lehrer, kommt. An den Einfluss von aussen in
meinem künstlerischen Leben kann ich mich gut erinnern, obwohl meine Ausbildung
lückenhaft und gar nicht akademisch war. Ich selbst habe mich immer als einen
Hobbykünstler und Sonntagsmaler verstanden.
Meine
handwerklich-künstlerischen Fähigkeiten habe ich unter einem Mangobaum gelernt, wenn ich
mit einfachen Dorfmalern beisammen war. Als Schuljunge lief ich jeden Tag ein paar
Kilometer in das Nachbardorf, wo ich einem Kulissenmaler beim Farbenmischen half und ein
paar Stunden zusah, wie er die Leinwand mit Szenen aus Hindu-Epen bemalte. Dieser Mann war
alles andere als gebildet, er konnte wahrscheinlich gerade seinen Namen schreiben. |
Staats- examen |
Mein Interesse an der Malerei habe ich auch später in meiner Freizeit und aus
reiner persönlicher Freude bewahrt. Ich lernte darüber hinaus Malen bei einem Lehrer,
legte schliesslich das Staatsexamen in Zeichnen und Malen ab und erhielt die
entsprechenden Diplome. Ich habe diese Diplome aber nie beruflich verwendet. Mein Lehrer
war ein Schüler des berühmten Aquarellmalers D. Ramarao, den ich schon erwähnt habe.
Nach diesem früh verstorbenen Künstler ist heute eine bekannte Kunstgalerie und Schule
benannt. |
Graphik- Kurse in Amerika |
Viele Jahre später ging ich an die Indiana University in den Vereinigten Staaten
von Amerika. Dort studierte ich Pädagogik im Rahmen eines Magisterstudienganges und
belegte auch einige Graphik-Kurse. Ich studierte dabei besonders die Technik des
Holzschnittes sowie der Heiss- und Kaltnadelradierung. Diese technisch- handwerkliche
Ausbildung fand ich sehr nützlich, und einige meiner Holzschnitte, die ich später
veröffentlichte, haben wegen ihrer künstlerischen Qualität Anerkennung gefunden. Mein
Holzschnitt ,Der Schmerzensmann ("Man of sorrows") ist zu meiner freudigen
Überraschung bei Gruppenausstellungen in Indien mit Preisen ausgezeichnet worden. Ich
habe auch ein paar Landschaftsaquarelle gemacht, mich aber mit dieser Technik nicht weiter
beschäftigt. |
Künstler- freunde |
Als ich Mitglied der Kunstakademie meines Heimatortes wurde, erhielt ich
Gelegenheit, mit Künstlerfreunden aus dem Ort zusammen zu arbeiten und meine Werke
einzeln oder mit anderen auszustellen. Es handelte sich um Holzschnitte, Holzplastiken und
sogar eine kleine Bronceplastik - meine erste Arbeit in dieser Technik. |
Batiken für Kalender |
1987 verwendete die ökumenische Organisation Missie Zendings in Amsterdam 12
meiner Batiken für ihren Kalender. Ebenfalls 1987 gewann einer meiner Holzschnitte den
ersten Preis im Wettbewerb um das "Asia Sunday Poster". Dieser Holzschnitt wurde
zweifarbig gedruckt und in Hunderten von Kirchen in Asien vertrieben. Die Zeitschrift für
asiatische christliche Kunst "Image" verwendete für die Juni-Nummer 1987 ein
Bild von mir für die Titelseite und brachte im Heft einen kurzen Artikel über mein Werk.
Etwa zur gleichen Zeit wurde ich
als Präsident der ,Gesellschaft für indische christliche Kunst' ("Indian Christian
Arts Association") gewählt, als Pater Lederle SJ nach mehrjähriger Tätigkeit von
diesem Amt zurücktrat. Wir alle waren tief betroffen, als er kurz nach meinem Amtsantritt
1986 beim Schwimmen in Goa ums Leben kam.
Ausser den verschiedenen
Publikationen in der ganzen Welt, die Bilder von mir verwendeten, gibt es eine ganze Reihe
von Institutionen und Privatpersonen, die einige meiner Werke erworben haben, wie das
Institut für Theologie der Universität Birmingham, die Kirche in Selly Oak, eines der
Selly Oak Colleges und verschiedene Kirchen in mehreren Ländern. |
Ausstellung in meiner
Heimatstadt |
Eine bemerkenswerte Ausstellung kam durch die Einladung des Oberbürgermeisters
meiner Heimatstadt in Indien kurz vor meiner Abreise nach England 1987 zustande. Zu der
Ausstellung im Rathaus hatte der Oberbürgermeister auch den District Collector, den
Municpal Commissioner und die Ratsmitglieder eingeladen. Oberbürgermeister und District
Collector zeichneten mich anlässlich der Ausstellungseröffnung mit ehrenden Ansprachen
aus, wie man in den Zeitungsberichten über diesen Festakt nachlesen kann. |